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HomeCare Krankenpflege GmbH

Jeder 20. Mitarbeiter im Pflegebereich ist ungeimpft

Quelle: Neue Regionale, Autor: F. Purucker, Ausgabe vom 20.02.2022

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Die drohende Impfpflicht sorgt im deutschsprachigen Raum für Diskussionen. Beim Pflegepersonal droht ein massiver Fachkräftemangel, der Krankenhäuser und Pflegedienste an das absolut machbare Limit führt. (Foto: Kues1 - Freepik.com)


Die Impfpflicht trifft die sowieso personell angeschlagene Branche hart - Pflegedienste und ein Krankenhaus warnen vor den Folgen

Am 16. März soll eine sogenannte „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ gegen das Corona-Virus gelten. Das heißt: Alle Mitarbeiter in der Pflegebranche, die Kontakt zu Mitarbeitern oder Gepflegten haben, müssen dann geimpft sein. Bei den Pflegediensten und Krankenhäusern der Region kommt dieser Vorstoß gar nicht gut an. Fachkräfte sind schon heute schwer zu finden und das Personal arbeitet am Limit.

Die grassierende Omikron-Welle macht auch vor Pflegediensten keinen Halt. „Bei uns sind etwa fünf Prozent der Mitarbeiter von Quarantäne oder Krankheit betroffen“, berichtet Dieter Ritz vom Pflegedienst Homecare aus Geseke. Auch die Caritas im Dekant Büren hat mit Personalausfällen zu kämpfen: „In vielen Fällen sind es gar nicht die Mitarbeiter selbst, die sich mit dem Corona-Virus angesteckt haben, sondern die Kinder der Angestellten, die deshalb wiederum zu Hause bleiben“, erklärt Geschäftsführer Christian Bambeck.

Impfpflicht verschärft Personalmangel

Ab zehn Prozent Personalausfall wird es jedoch kritisch, erklärt Ritz. Genau dieses Szenario könnte drohen, wenn ab 16. März die sogenannte „einrichtungsbezogene Impfpflicht“ für Kliniken, Pflegeheime, ambulante Pflegedienste und ähnliche Einrichtungen gilt.
Davon ausgeschlossen sind lediglich Mitarbeiter, bei denen ein Kontakt zu gefährdeten Personen sicher ausgeschlossen werden kann. Darunter könnte ein abgeschlossener Verwaltungstrakt zählen.
„Bei uns ist dies bei einzelnen Beratungsangeboten der Fall“, so der Caritas-Geschäftsführer Bambeck. In seinem Haus ist der überwiegende Teil der Mitarbeiter geimpft. „Es sind einige wenige Einzelfälle ungeimpft, teilweise sehr lang gediente Mitarbeiter, die ich sehr schätze.“
Sowohl bei Homecare in Geseke als auch in den Krankenhäusern der St. Vincenz Krankenhausgesellschaft, zu der unter anderem das Salzkottener Krankenhaus gehört, sind etwa fünf Prozent der Mitarbeiter aktuell noch nicht gegen Corona geimpft. „Diese Mitarbeiter sind in unterschiedlichen Bereichen tätig“, erklärt Dr. Martin Baur, ärztlicher Direktor der St. Vincenz-Kliniken. Nicht alle haben also direkt mit Patienten zu tun, sondern arbeiten eventuell in der Verwaltung.
Auch für das Salzkottener Krankenhaus gilt: „Die Personaldecke ist bereits knapp und die Pandemie stellt die Mitarbeitenden in den Krankenhäusern vor große Herausforderungen. Wenn wir Patienten nicht mehr versorgen können, wäre das die schlechtere Alternative“, erklärt der Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Düllings.
Dieter Ritz von Homecare verweist darauf, dass es schon heute Wartelisten gibt, die mangels Personal nicht versorgt werden können.
Für Christian Bambeck von der Caritas kommt die Impfpflicht-Diskussion zur falschen Zeit: „Wir haben einen Fachkräftemangel.“ Zudem sei das Personal schon heute an der Belastungsgrenze: „Mit FFP2-Maske einen Pflegenden zu duschen ist eine starke Belastung. Im Demenzbereich ist die Arbeit durch die fehlenden Gesichtsausdrücke erschwert. Gleichzeitig haben unsere Mitarbeiter Sorge, sich und in der Folge andere zu infizieren“, so der 56-Jährige.

Impfung

Dr. Thomas Bandorski aus Bad Wünnenberg impft in seiner Praxis einen Patienten gegen das Corona-Virus. (Foto: F. Purucker)


Impfpflicht verschärft Personalmangel

Bis 15. März müssen die betroffenen Unternehmen dem zuständigen Gesundheitsamt alle bis dahin nicht geimpften Mitarbeiter melden. Gespräche gab es dazu aber schon früher: „Wir haben alle Mitarbeiter angesprochen und werden bei der Umsetzung individuelle Lösungen finden“, so Christian Bambeck von der Caritas. Eine Mitarbeiterin beispielsweise hat erklärt, sich mit dem nun angebotenen Totimpfstoff Novavax impfen zu lassen. Eine Versetzung in andere Bereiche jedenfalls ist schwierig: „Ich kann eine Pflegekraft nicht in die Schuldnerberatung setzen“, so Bambeck.
Auch Dieter Ritz hat mit den betroffenen Mitarbeitern das Gespräch gesucht: „Manche Sachen kann ich nachvollziehen, manche Sache sehe ich anders. Aber wir müssen das Gesetz letztlich anwenden.“

Was passiert mit betroffenem Personal?

Der Haarener Hausarzt Dr. Thomas Bandorski weiß von seinen Kollegen, dass es in vielen Teams Impfverweigerer gibt. „Wer sich bis jetzt nicht impfen lassen hat, wird sich auch durch eine Impfpflicht nicht umstimmen lassen“, ist der Mediziner überzeugt. Unklar bleibt, was mit ungeimpften Mitarbeitern genau passiert. „Die Entscheidung liegt nicht beim Arbeitgeber. Hier halten wir uns an die gesetzlichen Vorgaben“, so Krankenhausgeschäftsführer Dr. Josef Düllings. Ein Betretungsverbot mussnach dem Gesetz das zuständige Gesundheitsamt aussprechen, aber tut es das auch?
„Unser Gesundheitsamt hat alle Vorbereitungen getroffen. Wir werden uns streng an die Erlasse und Durchführungsbestimmungen halten, die auf ministerieller Ebene noch in Arbeit sind“, teilt die Kreispressesprecherin Manuela Pitz eher schmallippig mit.
Die Frage, ob das Gesundheitsamt in so kurzer Zeit überhaupt derart viele Fälle bearbeiten kann, ließ die Sprecherin ebenso unbeantwortet wie die Nachfrage dazu, ab wann diese Verbote konkret ausgesprochen werden. In der Praxis wird von den Pflegediensten noch mit diesem Personal geplant: „Im Dienstplan für März sind diese Mitarbeiter regulär eingeteilt“, so Dieter Ritz. Auch Bambeck rechnet erst mal mit diesem Personal.
Die Impfpflicht sorgt auch bei den Geschäftsführern selbst für Kopfschütteln: „Eine allgemeine Impfpflicht gibt es in Deutschland für keine Krankheit. Auch kenne ich keine Impfquote, die so hoch ist wie die gegen das Coronavirus. Aus meiner Sicht hat sich die Politik hier in eine Sackgasse manövriert“, so der Hauptgeschäftsführer Dr. Josef Düllings, der betont selbst geimpft und geboostert zu sein und dies jedem empfehlen würde. Allerdings betont auch er: „Wir haben nicht das Recht, Menschen zur Impfung zu zwingen.“ Christian Bambeck von der Caritas sieht das ein wenig anders, kritisiert aber die Einschränkung auf die Pflegebranche: „Wenn wir von einem Vorläufer für die allgemeine Impfpflicht sprechen würden, fände ich das durchaus in Ordnung. Aber warum ausgerechnet das Pflegepersonal, dass einer engmaschigen Testpflicht unterliegt.“ Der Caritas-Geschäftsführer fügt außerdem hinzu: „Inhaltlich halte ich es für richtig, eine Impfpflicht zu machen, aber können wir eine Impfpflicht auch durchsetzen?“ Sollte es tatsächlich zu Betretungsverboten und Ausfällen kommen, hätte zumindest der Pflegedienst Homecare in Geseke noch ein Ass im Ärmel: Da der Geschäftsführer selbst ausgebildete Pflegefachkraft ist, könnte dieser sein Team durch den eigenen Einsatz am Patienten auch kurzfristig unterstützen.

Christian BambeckDieter RitzJosef Düllings Werden mit der Impfpflicht zu tun haben: Christian Bambeck von der Caritas im Dekant Büren (v.l.), Dieter Ritz, Geschäftsführer des Pflegedienstes Homecare in Geseke und Dr. Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhausgesellschaft.

Quelle: Neue Regionale, Autor: F. Purucker, Ausgabe vom 20.02.2022

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