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HomeCare Krankenpflege GmbH

Wie Demenz das Leben verändert

Quelle: NeueRegionale, Franz Purucker, 10.09.2019

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Carola Müller vom Pflegedienst Homecare in Geseke mit Anton Arens, der schon seit einigen Jahren an Demenz erkrankt ist. Anfangs lebte er zu Hause, jetzt zieht der 91-Jährige in eine ambulante Wohngemeinschaft um und lebt, wie im Hintergrund zu sehen, mit anderen Senioren zusammen. Foto: Purucker

Anton Arens sitzt geduldig auf einem Sessel, blättert in einem Buch über die 50er-Jahre und erzählt detailliert von früher. Erinnerungslücken? Keine Spur! Trotzdem ist der 91-Jährige einer von fast 1,6 Millionen Demenz-Kranken in Deutschland. Seit sechs Jahren wird der ehemalige Künstler vom Geseker Pflegedienst Homecare zu Hause betreut.

Das geschichtliche Buch ist für den Senior wie eine Tageszeitung, erklärt Carola Müller vom Pflegedienst Homecare: „Für ihn ist das gerade aktuell“.

Die Krankheit macht sich im Alltag deutlich bemerkbar: „Demenz sorgt für Einschränkungen beim Kurzzeitgedächtnis“, erklärt die gelernte Krankenschwester weiter. Auch Anton Arens bekam im frühen Stadium der Demenz zunächst nur ein bis zwei Mal pro Woche Unterstützung. „Wir haben geschaut, ob er seine Tabletten genommen hat und ihm frische Sachen rausgelegt.“ In der Stadt war Arens trotz seines hohen Alter noch regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs, grüßte Bekannte und führte Gespräche. Die Demenz blieb dabei vielen wohl verborgen.

Heute ist das undenkbar. Schon eine Baustelle auf dem Weg könnte ihn so aus dem Konzept bringen, dass er orientierungsund hilflos wäre.

Demenz-Kranke haben es schwer, einen strukturierten Tagesablauf zu organisieren. „Wir haben Patienten, die laufen nachts durchs Haus und räumen ihren Schrank aus“, so Müller.

Anton Arens bereitete die letzten Jahre Frühstück und Abendessen noch selbst zu, bekam nur das Mittagessen geliefert. Irgendwann vergaß er abends die Tür abzuschließen. Vor einigen Wochen bemerkte sein Sohn, dass der Vater nichts mehr isst und draußen Laub sammelte, um damit Tee zuzubereiten. Außerdem fiel es ihm schwer, zwischen frischen und schimmeligen Lebensmitteln zu unterscheiden.

Ein Alarmsignal. Nun zieht der Rentner in eine Senioren-WG, wo er rund um die Uhr bereut wird.

„Demenz ist ein schleichender Prozess“, erklärt Carola Müller von Homecare aus Geseke weiter. „Am Anfang versuchen Demenzkranke ihre Vergesslichkeit noch zu verstecken und können das sehr lange überspielen.“ Anzeichen können sein: Das Vergessen der täglichen Körperhygiene oder des Trinkens. Angehörige sollten bei Anzeichen unbedingt auf einen Arztbesuch bestehen, wo anhand von Tests ermittelt werden kann, ob der oder die Betroffene dement ist.

Familienfrieden kann auch leiden

Zu Hause kann Demenz schnell auch den Familienfrieden angreifen. Wenn Betroffene ihre Geldbörse verlegt haben, beschuldigen sie oft andere des Diebstahls oder wollen ihre Angehörigen enterben. „Da ist Fingerspitzengefühl gefragt“, so Müller: „Wichtig: Man sollte dementen Personen nicht widersprechen, da sie sonst böse und aggressiv werden können. Man sollte sie jedoch auch nicht in ihren falschen Wahrnehmungen bestärken.“

Um ans regelmäßige Trinken oder das Abschalten des Herdes zu erinnern, helfen Zettel im Haus. Um das regelmäßige Trinken zu kontrollieren, können Angehörige den Füllstand der Flasche mit einem Strich kennzeichnen und dann überprüfen, ob die Flasche später leerer ist.

Um Demenzkranken das Leben zu erleichtern, sollten Arbeitsschritte immer kleinteilig sein, wie das Frühstück bei Homecare in Geseke zeigt: „Schneiden Sie das Brötchen auf “, sagt Pflegerin Carola Müller dem dementen Anton Arens. Wenige Minuten später setzt sie dort: „Jetzt die Marmelade drauf schmieren.“ Mit beiden Anweisungen auf einmal wäre der 91-Jährige überfordert. Um das Kurzzeitgedächtnis zu trainieren, wird in der Wohngemeinschaft mit kleinen Memory-Spielen versucht, die Auswirkungen aufzuschieben. Heilbar oder aufhalten lässt sich die Krankheit jedoch nach aktuellem Stand der Forschung (noch) nicht.

Wichtig ist für die betroffenen ein fester Tagesablauf mit Routinen, die letztlich im Langzeitgedächtnis, was noch gut funktioniert, gespeichert werden. Also jeden Tag zur gleichen Zeit Essen und zur gleichen Zeit ins Bett gehen können helfen.

In den Gemeinschaftsräumen von Homecare wird regelmäßig nach den Jahreszeiten der Tisch dekoriert. „Damit sehen die Bewohner den Wechsel und können das besser verknüpfen. Das gibt den Betroffenen Orientierung“, so die Pflegerin.

Die am Montag beginnende Woche der Demenz soll vor allem Berührungsängste mit der Krankheit abbauen, erklärt Stephan Ihmor, Einrichtungsleiter im Haus Emma Rose in Bad Wünnenberg. Dazu gibt es in der Region ein großes Infoprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen, drei davon in der Region (siehe Kasten links). Eine davon findet im Haus Emma Rose statt, das sich auf Demenz-Patienten spezialisiert hat. In der obersten Etage befindet sich ein nachgebauter Marktplatz mit Bäumen und Bänken, jedes Zimmer hat eine eigene Haustür. Dinge, die den Bewohnern Sicherheit geben.

Die Geseker Malteser möchten zum Thema Demenz beitragen und werden eine neue Helfergruppe „Demenz“ aufbauen. Infoveranstaltung ist am Dienstag, 24. September, 17 Uhr in den Räumen der Malteser. Ernstvon- Bayern-Straße 34.Anmeldung bei Dieter Ritz unter Tel. 0 29 42-78 070. (F. Purucker)

Quelle: NeueRegionale, Franz Purucker, 10.09.2019

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