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„Wie war denn das früher?“

Senioren erinnern sich an einstige Schützenfeste. Keine Vertriebenen im Hofstaat

Quelle: Geseker Zeitung „Der Patriot“, Frederick Lüke, 12.07.2018

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Erinnerungsaustausch und Gedächtnistraining: Im Tagespflege-Haus Allerbeck sind einstige Schützenfeste in Geseke und Störmede Thema. Dazu wird mit (alkoholfreiem) Bier und Sekt auf die Majestäten angestoßen. Foto: Lüke

„Wie war das denn früher?“ lautet die Frage, die Andrea Hoppe immer wieder in die Runde stellt. „Was war denn Ihr schönstes Erlebnis beim Schützenfest? Haben Sie viel getanzt?“ Die Teamleiterin des Tagespflege-Hauses Allerbeck fragt bei den 17 Senioren nach. Erinnerungen an Schützenfeste und gleichzeitig Gedächtnistraining stehen in dieser Woche im Mittelpunkt.

Es dauert ein bisschen, bis die Runde im Thema ist. Darum hat das Helferteam zwei Puppen besorgt: Eine im Frack der Sebastianer und eine im Hofdamenkleid. Sogar einen kleinen Adler haben die Besucher gebastelt: Er krönt eine eigens aufgehängte Fahne.

Aber Moment mal, was ist denn das? „Der Orden ist falsch. Der ist aus Störmede“, entdeckt einer der Senioren eine offenbar etwas leichtfertig befestigte Plakette am Frack. Und was hat es mit dem Petzel auf sich, das wie ein Barrett anstelle des Zylinders getragen wird? „Zum Biertrinken gab’s den Petzel auf“, erinnert sich ein Senior.

Ausgelassen wird die Stimmung, als Marschmusik erklingt und die Füße im Rhythmus mitwippen. „Das wurde immer zum Wecken gespielt“, sagt eine Frau und imitiert das Spiel einer Piccoloflöte. „Ich hab ja immer so gerne Swing getanzt. Und Walzer“, strahlt sie. Mehrfach hatte sie in früheren Jahren die Gelegenheit, als Hofdame das Schützenfest in vollen Zügen zu genießen. Was damals das Kleid gekostet hat? „Mich? Nichts!“, berichtet die Seniorin. Wie teuer es vor einigen Jahrzehnten kam, König zu sein? Schwer zu sagen. Mancher ließ viel springen. Auf 4000 Mark einigt sich schließlich die Runde – „und man musste alles selbst bezahlen“.

Als junge Frau zum ersten Mal zum Schützenfest: „Erst mit 18“, so eine Gesekerin, „und auch dann nur in Begleitung“. Wichtig waren die Frauen vor allem, wenn es galt, den Männern am Samstag ihr Frühstück zur Halle zu bringen. Als Andrea Hoppe eine ihrer Schützlinge fragt, ob sie denn auch früher mal im Hofstaat war, wird diese ernst. „Wir waren Vertriebene aus dem Osten. Für uns kam der Hofstaat nicht in Frage. Wir waren Menschen zweiter Klasse“, sagt sie mit fester Stimme. Und auch die Gründung der Bürger-Schützen habe dort ihren Ursprung, blickt eine Frau zurück.

„Ohne Sie würden wir gar nicht mehr wissen, wie Schützenfest funktioniert“, wendet sich Andrea Hoppe an ihre Besucher. Ihr besonderer Wunsch ist, dass vor allem die Senioren ohne Angehörige, die es allein nicht mehr zum Schützenfest schaffen, einmal offiziellen Besuch bekommen – als Zeichen, dass auch ihre Schützlinge nicht vergessen sind. Oder noch besser: Wenn mal eine Musikkapelle vorbeimarschieren würde. Denn beim Schützenfest stehen stets alle Fenster offen und alles lauscht den Klängen des für sie so nahen und doch so fernen Trubels.

Quelle: Geseker Zeitung - Der Patriot, Ausgabe vom 12.07.2017 / Lüke

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