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Menschen mit Demenz spüren, ob sie willkommen sind

Andrea Hoppe plant Gottesdienst für Betroffene, um Angehörige zu entstressen

Quelle: Geseker Zeitung „Der Patriot“, 5.10.2017

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Besonders für die ältere Generation hat ein Gottesdienst eine ganz besondere Bedeutung. Um auch Menschen mit Demenz die Möglichkeit eines Besuchs zu geben, plant Andrea Hoppe einen Sondertermin für Betroffene. Fotos: Lüke, Geseker Zeitung


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Andrea Hoppe

Für Angehörige von Menschen mit Demenz können alltägliche Dinge in echten Stress ausarten – zum Beispiel der Besuch einer Kirche. Gemeinsam mit Pastor Norbert Scheckel plant Andrea Hoppe nun einen Wortgottesdienst, der sich ausdrücklich an Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen richtet. Am Samstag, 28. Oktober 2017, findet um 14 Uhr in der Marienkirche eine Premiere statt. Mit der Teamleiterin des Tagespflege-Hauses Allerbeck sprach Redakteur Frederick Lüke.

Frau Hoppe, wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, einen Gottesdienst speziell für demente Menschen zu organisieren?

Andrea Hoppe: Vor allem möchten wir einen stressfreien Kirchenbesuch für die Angehörigen anbieten. Denn Menschen mit Demenz verhalten sich mitunter merkwürdig. Sie nehmen sich einfach ein Gotteslob, wollen plötzlich dem Pastor guten Tag sagen oder pusten Kerzen aus.

Das ist doch eigentlich gar nicht schlimm, oder?

Hoppe: Doch, weil es den Angehörigen oft peinlich ist. Niemand sagt in einem solchen Fall in der Kirche laut: „Tut mir leid, mein Mann hat Demenz“. Viele Kirchenbesucher denken sich dann, warum mit einer solchen Erkrankung die Kirche besucht werden muss. Schließlich gilt es ja grade in der Kirche, dass man sich dort benimmt. Wir alle kennen es, dass nur geflüstert wird und man sich kaum zu husten traut.

Und was wird bei diesem geplanten Gottesdienst anders?

Hoppe: Es ist jeder willkommen, der sich nicht von einem etwas anderem Verhalten gestört fühlt, Betroffene und Angehörige. Ich möchte den Angehörigen und ihren Begleitern dadurch ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Pastor Scheckel hält hier im Haus Allerbeck regelmäßig Andachten und steht solchen Situationen offen gegenüber.

Welchen Stellenwert hat denn ein Gottesdienst bei Ihren Patienten?

Hoppe: Gerade die älteren Menschen haben den Ablauf eines Gottesdienstes stark verinnerlicht. Sie haben das Bedürfnis danach. Wenn er gut besucht ist, dann plädiere ich dafür, dass er regelmäßig stattfindet. Denn auch an Demenz erkrankte Menschen spüren, ob sie willkommen sind. Und die Kirche hat für diese Generation noch eine ganz besondere Bedeutung.

Ein Gottesdienstbesuch ist aber nur ein ganz kleiner Ausschnitt des Alltags...

Hoppe: Natürlich. Ich habe großen Respekt vor dieser Erkrankung. Durch sie und die oft nötigen Medikamente verändern sich die Menschen sehr. Die Angehörigen leiden, möchten da sein, aber sie schaffen es kräftemäßig und finanziell nicht. Da muss die Politik dringend etwas ändern.

Wie sieht es denn mit der Akzeptanz aus?

Hoppe: Ich habe Verständnis für alle, deren Welt das nicht ist – aber kein Verständnis für die, die mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen. Das Miteinander und das aufeinander Zugehen sollte schon in der Schule Thema sein. Niemand sollte Angst haben, jemanden anzusprechen oder ein liebes Wort zu sagen. Denn sonst verroht unsere Gesellschaft. Wir sollten nicht vergessen: es könnte jeden von uns treffen.

Quelle: Geseker Zeitung - Der Patriot, Ausgabe vom 5.10.2017 / Frederik Lüke

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